#19 - Vergiss nicht den Einsatz von Kraftentzug
Bedeutung im Karate-Do:
Wenn man anfängt, Karate zu lernen, lernt man zunächst, wie man eine einzelne Technik ausführt (z.B. Oi-Zuki, Gyaku-Zuki, Age-Uke, Mae-Geri, etc.).
Nach einiger Zeit lernt man, wie man diese stärker und schneller ausführt - nach ein paar Jahren, wenn Schüler typischerweise einen grünen oder blauen Gürtel haben, stehen viele vor dem Problem, dass sie zu stark agieren. Sie spannen ihre Muskeln die ganze Zeit an und nicht nur in der letzten Sekunde der Technik. Das macht sie langsam und es kostet sie viel körperliche Energie.
Das wirkliche Wissen und die Bedeutung dieses Gebots ist, dass man die Kraft nur in dem Moment einsetzt, wenn man sie wirklich braucht, und ansonsten die Kraft zurücknimmt. Wenn der Gegner mit zu viel Kraft kommt, kann man auch dessen Energie verwenden, um ihn wegzubewegen – dies ist z.B. eine besondere Stärke des Aikido.
Der zweite Aspekt dieses Gebots besteht darin, zu wissen, wann du deinen Körper strecken, wann du ihn breit machen sollst oder wann es besser ist, ihn zusammenzuziehen, um in einer kompakteren Position zu sein.
Der dritte Aspekt ist zu unterscheiden, wann man eine bestimmte Technik schnell oder langsam ausführen sollte (z.B. schnell, weil es ein starker Schlag ist, langsam, weil es vielleicht ein versteckter Hebel ist und nicht nur ein Block), letzterer kann auch das Timing zwischen zwei Techniken bedeuten, wann man sie sofort nacheinander ausführt und wann man vielleicht etwas Zeit zwischen den z.B. zwei Schlägen lässt, um eine höhere Wirkung zu erzielen.
Bedeutung in meinem Berufsleben:
Im Berufsleben ist es auch sehr wichtig zu wissen, wann man leiten und seine Stärke zeigen muss und wann man besser als normaler Teamplayer agieren sollte, wann man reden oder besser zuhören sollte, wann man zustimmen oder wann man widersprechen und eigene Vorschläge machen sollte.
Leute, die nur den "Powerplay"-Teil kennen, können vielleicht kurzfristig ein paar andere beeindrucken, aber sie werden nicht in der Lage sein, komplexe Dinge zu erledigen. Um die Gesamtkomplexität zu bewältigen, musst du fähig sein in einem Team zu arbeiten, es bei Bedarf zu leiten oder anderen zuzuhören, um deren guten Ideen zu hören oder deren Probleme zu verstehen.
Führungsqualitäten, gute technische und gute Softskills kombiniert mit Teamgeist sind meistens der Schlüssel zum Erfolg.
Leider habe ich in meiner Karriere zu viele dieser selbstbezogenen, egoistischen, nur Powerplay-fähigen Menschen gesehen, und konnte schnell im Voraus sagen, dass sie nicht gut für das Unternehmen und das Team sind. Leider gibt es genügend Führungskräfte, die sich schnell vom Powerplay beeindrucken lassen und ausgerechnet solche Leute an Schlüsselpositionen setzen. Sie sind in dem Glauben, dass „Powerplay-Only“ die Dinge zum Guten treiben wird - aber in Wirklichkeit wurden die Dinge, wenn überhaupt, nur kurzfristig besser - meistens kamen mehr und weitreichendere Probleme auf, da oft die wirklich guten Leute gegangen sind oder kritische Aufgaben nicht richtig gelöst wurden.
Druck und ein "Powerplay-only"-Führungsstil mögen in der Vergangenheit funktioniert haben, bringen aber heute keinen langfristigen Erfolg mehr!
