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#8 - Karate geht über das Dojo hinaus

 

Bedeutung im Karate-Do:

Einer meiner Senseis, Fritz Nöpel (1935-2020), hatte die Chance und Ehre, viele Jahre in Japan zu leben und ein direkter Schüler von Sensei Kisaki in Osaka zu sein. Er erzählte mir, dass er sich wunderte, warum 2 Trainingskameraden noch den braunen Gürtel hatten, und dass er - der später angefangen hat - den schwarzen Gürtel von Sensei Kisaki bekam. Er fragte seinen Sensei und bekam die Antwort, dass sie sich beide in ihrem Privatleben nicht gut genug benehmen, ihre Frauen schlecht behandeln, nicht ehrlich zu Geschäftspartnern sind, usw. Sie hatten es nicht verdient, einen schwarzen Gürtel zu tragen. Sensei Nöpel erwähnte immer, dass es zu seiner Zeit in Japan, wenn man sich um einen Job bewarb und auf den schwarzen Gürtel hinweist, es sehr wahrscheinlich war, dass man den Job bekommen würde. Der schwarze Gürtel war ein Zeichen dafür, dass man sehr zuverlässig ist und einen guten Charakter, Selbstdisziplin usw. hat - nicht nur im Karate, sondern auch im sonstigen Leben.

Heutzutage sind wir ziemlich weit von diesem Gebot entfernt, viele Schüler kommen nur, um eine Karatestunde zu "konsumieren" und denken überhaupt nicht über Prinzipien und Verhaltensweisen nach. Daher ist es eine wichtige Aufgabe für uns Karate-Lehrer, wie wir Karate unterrichten und wie wir ein Vorbild sein können – so wie es Sensei Fritz Nöpel und andere auch für mich waren.


Bedeutung in meinem Berufsleben:

Diese Regel war die Grundlage für meine Idee, eine Serie darüber zu schreiben, wie die Karate-Prinzipien auch auf das Berufs- und Privatleben angewendet werden können.

Da man typischerweise nicht alle Prinzipien befolgen kann, ist es besser erst mal nur ein paar Prinzipien auszuwählen, die man wirklich mag und diese dann bewusst anzuwenden. Es gibt leider zu viele Leute, die eine Sache sagen („ich folge allen Regeln“), die aber dann gar nicht danach handeln.

Natürlich gibt es Umstände, unter denen du nicht so handeln kannst, wie du es gerne würdest, aber selbst dann kämpfe darum, das Beste aus der Situation in den Grenzen zu machen, in denen du dich befindest.

Ich habe in meiner ganzen beruflichen Laufbahn und in meinem Privatleben zumindest versucht, diese Regeln so gut wie möglich zu befolgen, auch wenn ich öfters einsehen musste, dass es mir nicht immer gelungen ist. Zu erkennen und zu verstehen, dass man die Dinge anders hätte machen sollen, ist der erste Schritt, um ein besserer Mensch zu werden.

Ich schließe dieses Karate-Prinzip mit einem wichtigen Satz von Sensei Nöpel: "Durch Karate zum Menschen werden".