#7 - Ärger entsteht durch Nachlässigkeit
Bedeutung im Karate-Do:
Abgesehen von ein paar blauen Flecken und Muskelkater ist das Karatetraining nicht dafür bekannt, sich zu verletzen. Wenn z.B. beim Randori (Sparring mit einem Partner) etwas passiert, dann war es meistens auf Nachlässigkeit von mindestens einem der beiden Kontrahenten zurückzuführen. Wenn beide konzentriert agieren, ihre Technik an der richtigen Stelle stoppen, den anderen nicht unterschätzen, dann kann man ein ziemlich hartes Sparring ohne Verletzungen machen.
Ein weiterer Bereich ist, wie du dich auf die nächste Gürtelprüfung vorbereitest. Du kannst denken: "Ich bin schon so gut und der Sensei würde mir den Gürtel sowieso geben, ich brauche mich nicht richtig auf die Prüfung vorzubereiten", für ein kurzfristiges Ziel, die nächste Farbe deines Gürtels, kann dieses Verhalten sogar funktionieren. Aber du hast die wahre Philosophie des Karate-Do verpasst, den lebenslangen Weg des Lernens, nie gut genug zu sein. Die Wahrscheinlichkeit, dass du mit Karate aufhörst, ist bei Menschen mit einem solchen Verhalten sehr hoch. Beim Erreichen des nächsten Gürtels oder Dan-Grades geht es nicht um die Zeit der Prüfung, sondern um die Zeit, die Mühe, und die Dinge, die man während der Vorbereitung auf die Prüfung gelernt hat.
Bedeutung in meinem Berufsleben:
Auch im Berufsleben ist es wichtig, Dinge sorgfältig vorzubereiten und bei wichtigen Themen nicht nachlässig zu handeln. Aber im Unterschied zum Karate-Training, bei dem man unendlich viel Zeit hat, um für das nächste Level zu lernen, ist der Zeitdruck immer da. Daher ist meine Empfehlung, massiv zu differenzieren, wo wie viel Zeit und Energie reingesteckt werden sollen, und wo man nachlässiger sein sollte.
Verwende das Prinzip, nur gerade genug für nicht differenzierende und weniger wichtige Dinge, um dann extra viel Zeit für die wichtigen Dinge aufwenden zu können. Lerne dazu im Laufe der Zeit, was die wichtigen Dinge sind und was „gerade genug“ in welcher Situation bedeutet, damit du deine begrenzte Zeit nicht für etwas verschwendest, bei dem weniger ausreichend wäre.
Besonders für einen „Techie“, bei dem eine typische Denkweise lautet: "Es müssen 99 % sein, um gut genug zu sein", ist es schwer zu lernen, wenn 60 % für eine bestimmte Situation mehr als ausreichend sind. Ein Gegen-Beispiel ist, wenn du für eine sehr wichtiges und zeitkritisches IT-Angebot gebeten wirst, eine technische Überprüfung durchzuführen und du bedrängt wirst mit: "wir brauchen das Review sofort", "wir müssen morgen einreichen", "gebe bloß kein hohes Risiko ab, wir sind ja eh schon zu teuer" usw., wenn du jetzt unüberlegt und nachlässig handelst und einfach eine niedrige Risikostufe abgibst, kann das Projekt in große Schwierigkeiten geraten und könnte deinem Unternehmen viel Geld kosten und einen hohen Imageschaden bringen.
